Möglichkeiten zur Reduktion der Emissionen:
A. Unschwere Verhaltensanpassungen
Radfahren macht Spaß und ist ebenso wie weniger fleischlastige Kost gesund. Bei kühleren Temperaturen in Schulräumen denkt sich besser. Kurztrips mit dem Flugzeug sind ohnehin extrem stressig und nichts mehr, mit dem man angeben kann. Schaut euch folgende Tipps an und reduziert so viel Ihr könnt bzw. wollt. Dann kompensiert ihr den Rest.-
Wohnungen/Büros/Schulen:
Die Temperatur sollte sich im Winter in allen Räumen, außer Badezimmern, im Bereich von 18-20° Celsius bewegen; im Sommer sollte nicht unter 24°C gekühlt werden. Auf diese Art wird nicht nur massiv Energie gespart im Vergleich zu den häufig 24°C im Winter und 20°C im Sommer, die ohnehin ein Widerspruch in sich sind. Der Körper muss auch keine so großen Abweichungen von der Außentemperatur aushalten und kann sich dadurch besser anpassen. Wer Fenster im Winter kippt, heizt die Umwelt, also bitte nur Stoßlüften.
Ziel: Niemand soll schwitzen oder frieren, aber eine der Jahreszeit angepasste Kleidung muss und kann vorausgesetzt werden. Eine gewisse Anpassung unserer Körper an die entsprechende Jahreszeit auch. Sie ist grundsätzlich aus gesundheitlichen Gründen auch wünschenswert.
Anmerkung: Offene Holzöfen belasten die Umwelt laut Umweltbundesamt mit mehr Feinstaub als der gesamte Straßenverkehr, haben eine geringe Heizwirkung und sind definitiv nicht klimaneutral, da lebende Bäume CO2 aus der Luft filtern könnten. Wollt ihr wirklich eure Umwelt verpesten, um ein bisschen Feuerschein zu sehen?
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Verkehr: Zu Fuß und per Fahrrad bewegt man sich nicht nur klimaneutral, sondern tut auch etwas für seine Gesundheit. Etwas besseres gibt es nicht. Öffentlicher Nahverkehr, wo vorhanden, ist sinnvoll, ebenso wie Züge und Busse. Autos sollten nur verwendet werden, wo Alternativen fehlen. Große Elektroautos sind wegen ihrer miserablen ökologischen Gesamtbilanz komplett zu vermeiden.
Ziel: Bewegung im Alltag entspricht dem singulären Grundbedürfnis unseres Körpers nach Aktivität. Dafür wurde er von der Natur auch mit Hilfe der Evolution geschaffen, und nicht um ein Gaspedal durchzudrücken. Wo die Unzumutbarkeitsgrenze eines Jeden liegt, um zu Fuß oder per Rad sich fortzubewegen muss abhängig von Verkehrssituation und Wetter natürlich jeder selbst bestimmen.
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Reisen: Flugzeuge sind prinzipiell die klimaschädlichste Reiseform, dicht gefolgt von Kreuzfahrten. Allerdings lassen sich viele Länder und v.a. Inselstaaten nicht ohne erreichen und die Menschen dort haben auch ein Grundrecht darauf, ihr Land zu verlassen. Viele Neuseeländer, um ein konkretes Beispiel zu nennen, verlassen ihr Land oft für mehrere Jahre um die Welt zu bereisen. Andere Länder und Kulturen kennenzulernen, ist ein wertvolles und sehr sinnvolles Unterfangen, das bei nachhaltigen Tourismus allen Seiten zu gute kommt. Ein Flug zum Schüleraustausch in die USA, ist also z.B. sinnvoll und unvermeidbar, sollte aber natürlich selbstverständlich kompensiert werden. Massentouristische Auswüchse wie All-inclusive Urlaube in der Karibik oder Kreuzfahrten sind dagegen ebenso kontraproduktiv wie Kurzflüge zum Wochenendstädtetrip. Diese Formen des Reisens schaden den Zielgebieten wie Venedig oder Barcelona massiv und erzeugen zusätzlich gewaltige Emissionen. Warum also sollten wir so reisen? Sobald der Grund in Richtung Show-off und Selfiewahn geht, wie auch von vielen der neuen Touristen aus Asien zelebriert, verkommt das Reisen zu einem Statussymbol, von dem nur wenige profitieren, das aber der Umwelt und der Bevölkerung in den Zielgebieten massiv schadet.
Ziel: Reist nachhaltig, mit Interesse und offenen Augen und nehmt die Neuseeländer zum Beispiel und reist möglichst lange auf einmal. Dadurch reduziert sich die Zahl der Flüge und man lernt mehr. Geschäftsreisen und Verwandtschaftsbesuche sollten, wo möglich, was natürlich nicht immer der Fall ist, durch Videoschaltungen ersetzt werden.
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Ernährung: Die Ernährung eines Großteils unserer Bevölkerung ist bekanntermaßen unglaublich ungesund, wie sich allein an der epidemieartigen Zunahme massiven Übergewichts in den letzten Jahrzehnten gezeigt hat: wir essen zu viel, vor allem zu viel Zucker und Fleisch, im Vergleich zu den Vorgaben der WHO (Weltgesundheitsorganisation). Was immer noch zu wenig bekannt ist, ist die extrem schlechte Klimabilanz unserer Ernährungsweise. Wer will, kann gerne mit Hilfe des CO2-Rechners des Umweltbundesamtes selbst nachrechnen. Zur Verdeutlichung hier die Emissionswerte für einen männlichen Schüler (ca.16/17) der wenig Sport treibt. Wenn man sonst alle anderen Aspekte außer Acht lässt, ergeben sich für ihn folgende Werte:
- Bei fleischbetonter Kost, also der Standardkost für die meisten männlichen Jugendlichen: 2,68t
- Bei fleischreduzierter Kost: 2,03t, also rund 0,65t weniger pro Jahr. Das ist mehr als die komplette Emission vieler Afrikaner in einem ganzen Jahr!
- Bei vegetarischer Kost: 1,59t, also über 1 Tonne Treibhausgase weniger pro Jahr, trotz des Konsums tierischer Lebensmittel wie Käse und Eier.
- Bei veganer Kost: 1,29t, also fast 1,3 Tonnen weniger pro Jahr, vergleichbar mit den Gesamtemissionen zweier Menschen in Afrika oder in anderen armen Ländern.
- Konsum: Die Menge machts! Wer massiv viel konsumiert, produziert nicht nur extrem viel Müll sondern auch Treibhausgase. Musterbeispiel für eine selbstzerstörerische Industrie ist die Fast Fashion Branche, die Unmengen von Kleidungsstücken mit Hilfe von Ausbeuterlöhnen zu Dumpingpreisen auf den Markt wirft. Ein beträchtlicher Teil der Textilien wird gar nicht verkauft, worüber die Industrie aber schweigt und der verkaufte Rest landet auch bald wieder in der Altkleidung. Schon 2014 wurden mehr als 100 Milliarden Kleidungsstücke weltweit produziert. Der durchschnittliche Deutsche kommt auf ca. 60 neue Kleidungsstücke pro Jahr. Wer kann das noch tragen? Niemand lange! Weshalb eben auch viel bald wieder in der Altkleidung auftaucht. Der ökologische Fußabdruck dieser Kleidungsstücke ist aber durch intensive Anbaumethoden für Baumwolle (Wasser, Pflanzenschutzmittel), Färbeprozesse und lange Transportwege sehr hoch. Weniger ist mehr! Qualität und Langlebigkeit sollten für Konsumentscheidungen bestimmend sein. Brauchen wir wirklich so viel? Natürlich nicht.
B. Technischer Fortschritt
Technischer Fortschritt kann auf mannigfaltige Art und Weise zur Reduktion von Emissionen beitragen, vor allem wenn er noch durch gesetzliche Vorgaben und Regeln angefeuert wird.Die Energiequellen der Zukunft sind bereits einsatzfähig, allen voran die Sonne, aber auch der Wind. Ihre Schwäche, die mangelnde Versorgungssicherheit, muss durch intelligentere und weiträumigere Vernetzung und Speichermöglichkeiten aber noch weiter verbessert werden. Bis dahin setzten alle Länder außer Deutschland, die bereits über Kernkraftwerke verfügen, auch auf diese Technologie.
Energieeffizienz ist ein weiteres Schlagwort von großer Bedeutung, vor allem da Energiebereitstellung ja auch Kosten erzeugt, die bei effizienterer Nutzung eingespart werden können. Das bekannteste Beispiel ist sicher die Dämmung von Häusern, um nur einen Aspekt zu benennen.
Allerdings muss auch deutlich gesagt werden, dass die Produktion neuer, effizienterer Produkte, selbst die von einfachen Dämmplatten, Emissionen verursacht. Um die reale Einsparung ehrlich zu berechnen, muss dieser Aspekte in die Gesamtbilanz der Treibhausgasemissionen (TGGE) eingehen.
Unter dem Gesichtspunkt der Gesamttreibhausgas Emissionen muss auch eine sachliche und nüchterne Diskussion darüber geführt werden, welche Technologien zu fördern sind. Nur darauf zu achten, wie sie vor Ort in Europa abschneiden, hilft wenig, wenn andernorts, meist in Asien, bei der Produktion hohe Emissionen anfallen. Dem Klima ist es letztlich egal, wo der Kohlenstoff in die Atmosphäre gepumpt wird.
Wer die Zukunft nicht gefährden will, muss sich also an folgende Grundregel halten:
Nur wenn die gesamte Treibhausgasbilanz (TGGE) berechnet ist, kann sachlich und nüchtern abgewägt und entschieden werden, ob bestimmte Technologien staatlicherseits gefördert oder verboten werden.
Da dies bisher nie stattgefunden hat, sind bereits etliche Technologien gefördert worden, die kaum bis keine Reduktion von Treibhausgasen erzielt haben, andererseits aber zu beträchtlichen ökologischen Problemen beigetragen haben.
Beispiele - beim derzeitigen Stand der Technik. Mit neuer Technologie mag die Sache ganz anders aussehen:
- Neubau von Wasserkraftwerken: Die massiven Mengen an Beton, die verbaut werden, produzieren viel CO2 und die Flutung von Biomasse, z.B. von Wäldern in Amazonien, produziert Methan. Der Megadamm Belo Monte in Brasilien soll laut Wissenschaftlern (Fearnside) erst nach 41 Jahren zu einer Einsparung an Treibhausgasemissionen führen. Da er 2019 eröffnet wurde, erhöht er die globale Treibhausgasbelastung - und befeuert und beschleunigt damit den Temperaturanstieg - also bis 2060!
- Biotreibstoff/Biogas: Die Umwandlung von Nutzpflanzen zu Treibstoff und Gas kann, wenn Abfälle verwendet werden, wohl sinnvoll sein. Die staatlich geförderte - und nur deshalb rentable - Umwandlung von Maismonokulturen in Biotreibstoff oder -gas führt zu vielen negativen Folgen wie Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und Insektensterben ohne an den TGGEs zu einer deutlichen, nachhaltigen Einsparung zu kommen.
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Das Verbrennen von Holz wird in der EU pauschal als CO2-Neutral eingestuft. Nicht berücksichtigt werden dabei die z.T sehr langen Transportwege, v.a. aus den USA, und die Zerstörung von artenreichen Mischwäldern durch Monokulturen, wodurch auch der Boden - eine häufig vernachlässigte Kohlenstoffsenke - stark leidet. Und die Verbrennung von Holz in Öfen setzt laut Umweltbundesamt - wie schon bei den Einsparungsmöglichkeiten erwähnt - mehr Feinstaub frei als der ganze Straßenverkehr. Zudem brauchen die nachwachsenden Wälder viele Jahre bis Jahrzehnte bevor sie das durch das Verbrennen ihrer Vorgängerbäume in die Atmosphäre entlassene CO2 wieder aus der Luft herausgefiltert haben.
Für all diese Bereiche sollte nach aktueller Forschungslage die staatliche Förderung hinterfragt werden. Zumindest darf nicht als klimaneutral gelten, was nicht klimaneutral ist. Und wir sollten einen noch größeren Fauxpas nach demselben Muster beim Thema Mobilität verhindern.
Im Verkehrssektor brauchen wir möglichst rasch Klimaneutralität. Dazu braucht es eine gut durchdachte Strategie auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse.
Die EU hat Elektromobilität so eingestuft als ob sie kein (=0) CO2 produzieren würde. Dies behaupten nicht einmal die Produzenten von Elektroautos. Kritiker behaupten hingegen basierend auf ihren eigenen Studien (Joanneum Research), dass die Elektromobilität erst nach vielen Jahren und je nach Wagengröße sogar erst nach über 200.000km zu Einsparungen bei den Treibhausgasen führt. Wäre es nicht sinnvoll, von Seiten der Gesetzgeber gründliche Forschungsaufträge zu vergeben und einen zeitlichen Horizont von mehreren Jahrzehnten, z.B. bis 2050, zu haben, bevor wir wieder mit einem regulatorischen Schnellschuss unsere Zukunft gefährden. Elektromobilität mag die Zukunft für Automobile sein, vielleicht aber auch nicht. Warum also staatlich bedingte Wettbewerbsverzerrungen, anstatt nüchtern alle Optionen abzuwägen. Sehr wahrscheinlich ist synthetischer Treibstoff aus mit Hilfe regenerativer Energiequellen gewonnenem Wasserstoff für schwere Transportmittel (LKW, Schiffe, Flugzeuge) klimafreundlicher als Batterien. Vielleicht ist er in 30 Jahren selbst für kleinere Fahrzeuge günstiger als eine Batterietechnik, die wohl bis dahin an die Grenzen ihrer Ressourcenverfügbarkeit stößt. Vielleicht aber auch nicht. Dies muss offen diskutiert werden. Wenn Elektro besser ist sollte es sich durchsetzen, wenn nicht aber nicht. Sicher ist, dass derzeit keine Technik auch nur ansatzweise klimaneutral ist.
Deshalb ist es unsinnig wenn EU-Vorgaben dies behaupten. Wenn aufgrund dessen nun Verbrennungsmotoren verboten werden, nur um später festzustellen, dass sie mit synthetischem Treibstoff betrieben klimaneutraler sein können als Elektromobilität, wäre dies gelinde gesagt absurd.
Also erst denken, dann handeln, vor allem wenn es um unser aller Zukunft geht und in diesem Fall auch noch um unsere Arbeitsplätze. Wenn synthetische Treibstoffe besser sind, behalten unsere Automobilbauer ihren Technologievorsprung vor den Konkurrenten aus China, bei Elektromobilität nicht. Da es aber sehr wohl möglich ist, dass sich Elektromobilität als die klimafreundlichste Alternative durchsetzt, müssen die Autobauer, aber eben auch der Gesetzgeber zweigleisig fahren und sich alle Optionen offen halten.
Bedenkenswert:
Für schwere Pkw, Lkw und Schiffe mit vielen Batterien ist der ökologische Fußabdruck bei derzeitiger Technik der Elektromobilität sehr schlecht. Und für Flugzeuge ist ein Elektroantrieb aufgrund der Gewichtsproblematik -Batterien sind sehr schwer- ohnehin ungeeignet.
Nur energiedichte, in der Produktion emissionsfreie Treibstoffe können den Transportsektor klimaneutral machen. Diese synthetischen Treibstoffe zu erzeugen sollte oberste Priorität in der Forschung haben, v.a. wenn man die Luftfahrt klimaneutral bekommen will.
Die Entwicklung von Solaranlagen hat gezeigt, dass bei entsprechenden Regeln und Förderung die Preise für einstmals viel zu teure Energie dramatisch sinken kann. Zusammen mit weiteren Effizienzsteigerungen und hoffentlich auch wieder kleineren Automobilen würde sich wohl mehr erreichen lassen, als nur mit Elektromobilität, die nach 15 Jahren wenige Prozentpunkte Emissionseinsparung ermöglicht. Ohne klimaneutral hergestellte synthetische Treibstoffe lässt sich eine globale Energiewende zu einem klimaneutralen Transportwesen nicht erreichen.